1302

Produktionstag/Erstzulassung

x / 16.03.1971

Fahrgestellnummer

111XXXXXXX

Hubraum, ccm

1276

Leistung, PS (Kw)

44 (32)

Vergaser

serie

Reifen/Felgen

165/15

Vorbesitzer

x

Farben                      außen:
                                 innen:

marinablau L 54 D
grau/schwarz
   

Zustand

2

Kennzeichen

RO - XX XX H

Besitzer

Gerhard Posselt, 83026 Rosenheim
kontaktvermittlungvw1302.de

Allgemein/Besonderheiten

184

siehe Bericht unten...

 

 

 

22.01.2004

Der Käfervirus

Ein Virus, der in einem steckt, kann manchmal unterdrückt, aber nie richtig ausgeheilt werden. So einen Virus habe ich mir vor 40 Jahren im Alter von fünf Jahren eingefangen, als sich meine große Schwester Marianne von ihren Ersparnissen einen gebrauchten VW-Käfer kaufte. Von da an war ich Käferfan.

Bestärkt wurde ich in meiner Schwärmerei, als mein Schwesterlein diesen Typen kennen lernte. Arno, so heißt er, jobbte am Wochenende in der elterlichen Tankstelle, zu der eine VW-Vertragswerkstatt gehörte, die 300 km vom heimatlichen Rosenheim entfernt in einer kleinen oberfränkischen Kreisstadt liegt, wo Marianne eigentlich unseren Onkel Karli besuchen wollte. Nun, dieser Arno ließ meiner Schwester doch keine Ruh. Die Besuche häuften sich beiderseits und gipfelten in einer Verlobung mit späterer Hochzeit.

Mariannes Schwiegermutter hatte mich besonders ins Herz geschlossen und ich durfte immer wieder in den Ferien zu Besuch kommen, wo mein eigentlicher Aufenthalt der Werkstatt und der Tankstelle galt. Die Käfer fand ich besonders praktisch, weil ich zum Fensterputzen auf die Trittbretter steigen und mir somit die ersten Trinkgelder verdienen konnte.

Nachdem zur damaligen Zeit der Käfer das meistverkaufte Auto war, verstand es sich fast von selbst, dass mein großer Bruder Hans einige Jahre später den Käfer zu seinem ersten Auto machte. Es war Ende der 60er Jahre, als man in unserem Bekanntenkreis begann, für die Ehefrau und die größeren Kinder einen Zweitwagen anzuschaffen, der meistens das Wolfsburger Wappen trug: zuverlässig, wartungsarm und durchaus praktisch (es gab auch nur 1 Garage). Unser Lehrer erzählte uns damals in Wirtschaftslehre, dass in Amerika die Familien durchweg drei Autos besäßen. Wir konnten und damals diesen Wahn nicht vorstellen, der heutzutage auch bei uns zur Normalität zählt.

Die Zahl der Käfer in unserer Familie und im Bekanntenkreis stieg und mein Interesse an dessen Technik, sowie Rostbekämpfung auch. Mein Vater hatte 1965 einen Maschinenbaubetrieb gegründet und der Umgang mit Werkzeug, Spritzpistole und Schweißgeräten wurde mir immer vertrauter. So stand ich gerne mit Rat und Tat zur Seite, wenn wieder ein Auspuff durchgerostet war (im Durchschnitt alle 2 Jahre), oder ein Schweller oder sonstiges Blechteil. Ein Käferauspufftopf war zu jener Zeit in jedem Supermarkt für 20,- DM zu haben und Blechabschnitte gab es in unserer Firma, wo auch die entsprechenden Schneide- und Biegemaschinen standen, zur Genüge. An den Wochenenden wurde unsere Maschinenbaufirma also zur Autowerkstatt umfunktioniert und der Hof war zeitweise mit Käfern gepflastert. Nicht immer im Sinne meines Vaters, aber zum Wohle meines Geldbeutels, dem eine Taschengeldaufbesserung nur gut tat ;o)

Nach dem Erwerb meines Führerscheines durfte ich beim Günther, dem Bruder meines Schwagers Arno, in der VW-Werkstatt schnuppern. Meine Schwester  Marianne stellte mir für die Zeit ihren babyblauen 1302 zur Verfügung, an dem ich mich auch gleich verewigte. Günther war ein feiner Kerl, der mir manchen Tipp und einige Ratschläge gegeben hat. Leider ist er vor ein paar Monaten – viel zu jung –verstorben.

Dass mein erstes Auto dann doch ein Käfer wurde, ist nur dem Umstand zuzuschreiben, dass unsere Nachbarin ein neues Auto bekam und niemand ihren Nasenbär (411 Automatic) haben wollte. Ich erbarmte mich seiner und der TÜV im zweiten Anlauf meiner. Habe bei dieser Rostlaube viel an Improvisation und Schweißkunst gelernt, selbst der Tankstutzen war durchgerostet. Ansonsten war das Auto praktisch, hatte Standheizung und Liegesitze. Nur die laufenden Kosten, vor allem durch den immensen Spritverbrauch, überstiegen das Budget eines angehenden Maschinenbaustudenten erheblich. Wozu hat man jedoch Verwandte mit einer VW-Werkstatt ? Ich klopfte also bei Günther an und der Zufall wollte es, dass ein Bauer beim Kauf eines neuen Polos, seinen 69er Sparkäfer stehen ließ, um ihn nicht eigens entsorgen zu müssen. Genau das richtige Objekt meiner Begierde, zumal noch gratis und mit Rest-TÜV von 3 Monaten. Der Wagen konnte also zu Hause zugelassen und auf eigener Achse transportiert werden, nachdem ich jedoch zuvor zwei Kehrschaufeln Kuhmist zwischen den Pedalen entsorgt und die Pedalerie mit einer ganzen Dose Caramba wieder in Funktion gesetzt hatte.

In den nächsten Wochen stand die Restauration auf dem Programm, einschließlich Komplettlackierung, denn rot sollte er schon sein. Beim TÜV kam dann die Ernüchterung in Form eines durchgerosteten Vorderachskörpers. Was ich damals noch nicht wusste: ein alltäglicher Mängel. Später wurde ich auch immer routinierter beim Einbau neuer Vorderachskörper. Der kurze Vorderwagen war eigentlich immer meine Vorliebe, erst später habe ich mich an den Käfer mit langem Vorderbau gewöhnt.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Federbeinfahrzeug konnte ich zusammen mit meinem Freund Jürgen machen. Jürgen war aus Stuttgart nach Rosenheim gekommen, um – so wie ich – die Fachoberschule zu besuchen, wo wir uns am ersten Schultag kennen lernten. Er erzählte mir, dass seine Mutter aus Rosenheim stamme und er bei seinen Großeltern Quartier bezogen hätte. Die Führerscheinprüfung müsse er noch machen, aber sein Clementinefarbener VW 1302 stünde schon vor der Tür.

War ein prima Kumpel, der Jürgen, waren vom ersten Tag an unzertrennlich. Ich war damals 16 Jahre und mächtig stolz auf meine Honda Dax, die ich mir selbst erspart hatte, aber Jürgen hatte einen Käfer und der war praktischer. Besonders, als ich über Weihnachten meine Uschi kennen lernte, die meistens mit ihrer Freundin Brigitte unterwegs war. Da wurde aus unserem Duo bald ein unzertrennliches Quartett. Zu ihrem 18. Geburtstag habe ich meiner Uschi dann auch einen roten 1300er hergerichtet. War ein gutes Fahrzeug, immer zuverlässig, bis der TÜV uns zwei Jahre später wieder schied. Ich rede vom Auto, nicht von Uschi ;o) Meinen Sparkäfer richtete inzwischen meine Schwester Christel zu Grunde und ich hatte mir einen GSR (Gelb-Schwarzen Renner) angelacht, der zuvor einen längsseitigen Überschlag erlebt hatte. In dieses Auto habe ich ein kleines Vermögen investiert, beginnend mit Unfallinstandsetzung, Einbau eines Super 90 Motores mit ständigen Reparaturen und Verbesserungen.

Aber als Frischluft-Fanatiker musste ich ein offenes Auto besitzen. Die Auswahl hierfür war Ende der 70er Jahre nicht sehr groß und der Boom auf die letzten Käfer Cabrios liess auch die Preise für deren Gebrauchte ins Uferlose ansteigen. So entschloß ich mich zum Eigenbau eines VW-Buggies, kratzte meine letzten Geldreserven zusammen und fuhr eines Samstags mit meiner Uschi und unserem LKW nach Bad Boll, um mir einen Bausatz und Tipps für einen Apal-Buggy abzuholen. Ich sähe nicht gerade aus wie einer, der schon mal einen Buggy gebaut hätte, meinte der Händler. Und das zu mir, wo ich mich doch als Käferspezialist fühlte. Ja, bereits 10 Jahre zuvor hatte ich im Deutschunterricht ein Referat über das Tuning am VW-Käfer gehalten und jetzt steht da vor mir ein Typ, der ausschaut wie ein Beamter und beleidigt mich maßlos. Wir hatten uns in ihm getäuscht. Der Buggy war nach 8 Tagen Bauzeit über den TÜV und der Typ aus Bad Boll erwies sich als ein feiner Kumpel, der uns ein Jahr später aus einer großen Patsche geholfen hatte.

Szenenwechsel.

„Den kannst du gleich wegschmeißen“ – mit diesen Worten meines Neffen Christian, Vorsitzender des Käferclubs in Bamberg, begann die Liason zwischen mir und meinem babyblauen 1302er. Eigentlich wollte ich nur meinen Ponton-Mercedes loswerden, doch ein Freund überredete mich zum Tausch mit einem halbfertigen Ovali, einer Menge Käfer- und Porscheteile, sowie dem zerlegten Wrack eines 02ers, der von der Substanz her ganz gut war. Zumindest das Hänschen, der Junior meines Freundes hatte sich bereits daran gemacht, einen Showcar zu kreieren und sämtliche Löcher wie Halbmonde, Tankstutzen und Zierleistenbohrungen in unprofessioneller Weise zu schließen. Dafür bekam das Auto von unten her Luft, was nämlich die typischen Roststellen im Rahmen und Aufbau betraf. Nun war ihm wie üblich die Lust daran vergangen. Hatte ich nicht meiner Frau versprochen, nach über 25jähriger Schraubarbeit die Finger künftig von Schweißgerät und Spritzpistole zu lassen und meinem rostigen Hobby ein Ende zu bereiten ? Egal, die Versuchung war zu groß und der Ponton gehörte schon lange weg. Außerdem konnte man vom Erlös der Porscheteile (die ursprünglich im 02er Platz finden sollten) mindestens ein Auto aufbauen. Und dem Christian muß man es auch mal wieder zeigen, schließlich hat er das Hobby ja von mir. Ich begann also, in gewohnter Weise, die vom Rost befallenen Teile herauszutrennen und mit größtenteils selbst gefertigten Reparaturblechen wieder zu schließen. Im Gegenzug wurden fälschlicherweise geschlossene Be- und Entlüftungskanäle wieder geöffnet und ein Tankstutzen mit Deckel aus einem Mexikokäfer eingesetzt.

Die Lackierarbeiten des Häuschens überließ ich einem Fachbetrieb, Bodenblech und Achsteile übernahm ich selbst. Während die Karosse beim Lackierer war, konnte ich schon das Fahrgestell vormontieren. Selbstverständlich unter Verwendung neuer Radlager, Bremszylinder und Leitungen, Edelstahlschrauben und alles, was die Sache teuer macht. Zwischendurch nahm ich den Aufbau des Häuschens in Angriff und stellte bald fest, dass etliche Teile fehlten, oder nicht mehr zu gebrauchen waren, wie der mehrfach abgezwickte Kabelbaum. Abhilfe schaffte hier mein Neffe Christian, sowie der VW-Teile Vertrieb im Internet. Nachdem sich das Projekt doch über mehrere Monate hinzog, montierte ich das Fahrzeug im Schaufensterbereich meiner Maschinenbaufirma, wo es eines Nachts eine enorme Affinität zu einem übergroßen Wackerstein aufbaute, den mehrere jugendliche Chaoten mitgebracht hatten und ihn links hinten einschlagen ließ. Durch das schnelle Eingreifen einiger Studenten wurde größerer Schaden verhindert. So zog ich es vor, die weiteren Arbeiten in meinem Hobbykeller zu verlegen, wo Karl der Käfer seiner Vollendung entgegen ging. Fremde Hilfe musste ich noch bei der Elektrik und diversen Einstellarbeiten, sowie bei der Überholung des Motores in Anspruch nehmen, aber seit Anfang Juni 2004 krabbelt mein babyblauer 02er wieder auf Europas Straßen.

Viele Grüße


Gerhard